Notare wie Igor Petri hätten nach Informationen der BILD Frankfurt “derart komplizierte Verträge mit Käufern abschlossen, dass die gar nicht bemerkten, dass sie zwar die Wohnungen bezahlten, sie ihnen durch eingetragene Grundschulden verschiedenster Firmen (meist S&K-Töchter) aber gar nicht gehörten.”
Petri beglaubigte Kaufverträge von Immobilien, die mit unfassbaren Methoden zustande gekommen sein sollen.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte die Firma S&K eine Menge “Spezialisten” als Mitarbeiter. Die sollen angeblich so eingesetzt worden sein:
Hatte man ein Haus mit mehreren Wohnungen als geeignetes Kauf-Objekt ausgemacht, setzte man “Mieter-Vertreiber” an.
Die sabotierten Wasser- oder Stromleitungen, zerstörten sie teilweise. Das gab Ärger mit den Mietern, von denen viele ihre Mieten minderten oder auszogen.
Wenn sich die Firma so in dem Haus eine erste Wohnung gesichert hatte, soll sie eigene “Terror-Mieter” eingesetzt haben. Am liebsten Männer mit Kampfhunden. Gleichzeit machten sie einen Riesenlärm, verschmierten die Hausflure.
Ziel: Alle anderen Mieter zu vertreiben, sich das ganze (inzwischen im Preis sehr gesunkene) Objekt billig zu sichern.
Hatte man das geschafft, soll man “Billig-Renovierer” eingesetzt haben, die Schäden unsichtbar machten. Die Mietwohnungen wurden anschließend in Eigentums-Wohnungen umgewandelt, zu einem enorm überhöhten Preis verkauft.
Dazu brauchte man Gutachter und Architekten, die den neuen Preis als marktgerecht oder sogar als Schnäppchen anpriesen. Und Notare …
Dazu kamen Juristen, die aus diesem betrügerischen Geschäfts-Modell noch eine Fonds-Gesellschaft entwickelt haben sollen, die Anlegern in Immobilien-Fonds von S&K gute Gewinne versprach.
Das S&K-Modell lief zusammengefasst also so: Die Investoren ersteigern Immobilien aus einer Insolvenz. Diese werden notdürftig saniert, ihr Preis steigt damit angeblich, was ein bezahlter Notar beglaubigt.
Die Frankfurter Anlegerin Zivka S. wollte vier Wohnungen im Stadtteil Sossenheim kaufen (als Altersversicherung für ihre Kinder). Am 21. Juni 2000, so lange sind Schäfer und Köller schon am Markt, zahlte sie einem Vermittler den Teilkaufpreis von umgerechnet rund 38.000 Euro in bar. Dafür bekam sie die 4 Wohnungsschlüssel und den Auflassungsvermerk. Käufer und Verkäufer einigten sich, dass das Eigentum im Grundbuch auf den Käufer umgeschrieben wird. Aber erst, wenn alle Kaufbedingungen erfüllt sind.
In den folgenden Jahren wechselten die Eigentümer der Wohnungen ständig. Immer neue Firmen und Personen tauchen auf.
Zivka S. will seit 13 Jahren den Rest des Kaufpreises zahlen, weiß aber nicht an wen.
Am 7. Januar 2013 wurde ihre erste Wohnung versteigert, am 28. Februar 2013 ist die zweite dran. Wohnungen, die eigentlich Zivka S. gehören.
Seit 13 Jahren kämpft sie vergeblich, zahlte viel Geld an Anwälte, Hausverwaltungen und Grundsteuer.
168.000 Euro hat die Ex-Jugoslawin verloren – nur weil sie in die Zukunft ihrer Kinder investieren wollte. Und habe damit das schrille Leben der Verhafteten mitbezahlt.
Igor Petri, der zugleich Rechtsanwalt ist, hatte noch kurz vor seiner Verhaftung am 11. Februar die Wirtschaftswoche aus Düsseldorf auf Unterlassung und Schadensersatz im Streitwert von 2,31 Millionen Euro verklagt. Die Wirtschaftswoche zeigte am 28. Januar 2013 auf dem Titelbild Stefan Schäfer in Angeberpose vor seinem Lamborghini-Fuhrpark und mit vielen halbnackten Miet-Damen.
Die Wirtschaftswoche bemängelte in ihrer Titelblatt-Story, dass Anlegergelder gar nicht direkt in Immobilien, sondern als Kredite an verbundene Unternehmen ausgereicht wurden, die allerdings zuerst einmal aufgekaufte Lebensversicherungen zu bedienen hätten, ehe die kreditgebenden Anleger dran wären, und überschrieb ihren Bericht gar mit: “Finger weg! Wo Sie besser nicht investieren sollten”. Die Wirtschaftswoche berichtete auch über den Verdacht, dass S&K Immobilien, die das Unternehmen in seinem Referenzkatalog aufführt, tatsächlich nicht besitzt.
Petri ist auch jener S&K-Anwalt, der im April letzten Jahres vergeblich die Sparkasse Miltenberg aufforderte, die Kontenkündigung gegen die Eltern von Jonas Köller wegen nicht nachvollziehbarer Umsätze und intransparenter Komplexität der Unternehmensgruppe der beiden Köller-Söhne Jonas (31) und Lukas (21, Chef einer Modelagentur in der Erlenbach-Villa seines Bruders) wieder zurückzunehmen.
Petri wird es wohl schwer haben, alle von ihm ausgestellten Klagen und einstweiligen Verfügungen weiter zu verfolgen. Während er in Untersuchungshaft sitzt, kamen neue Details aus dem Geschäftsleben ans Tageslicht, bei denen Anwalt Petri eine Ex-Mitarbeiterin mit Klageandrohung zum Schweigen bringen wollte, die im Internetforum Null Zensur über Vorgänge bei S&K geschrieben hatte. Nun wandte sie sich an den Finanznachrichtendienst GoMoPa.net.
Genau einen Tag vor der großen Razzia wurde der E-Mail-Account dieser Ex-S&K-Mitarbeiterin gehackt und deren Inhalte weitgehend gelöscht. Warum? Weil sie als ehemalige Mitarbeiterin von S&K in der Kennedy Allee 123 in Frankfurt im Laufe der Zeit so einiges mitbekommen und gesammelt hat.
Sie war eine unbequeme Mitarbeiterin, unbestechlich und stellte Fragen, warum zum Beispiel die Gehaltszahlungen für Mitarbeiter 3 bis 5 Tage zu spät kamen, während Schäfer und Koller sich aber gleichzeitig Shoppingtrips mit neuestem Luxusauto und in Begleitung von irgendwelchen Models leisteten. Nach einige Monaten stieg sie bei S&K wieder aus, erzählte in Internetforen wie Null Zensur (welches inzwischen nicht mehr aufzurufen ist) von ihren Erlebnissen und bekam daraufhin Post von Anwalt Igor Petri.
Petri bezichtigte sie der “Rufmordkampagne” an S&K, und warf ihr Verleumdung, Beleidigung, üble Nachrede und Verbreitung von Firmengeheimnissen vor. Natürlich behielt er sich weitere rechtliche Schritte vor, die für die ehemalige Mitarbeiterin “nicht zu ihrem Vorteil sein würden”, deshalb riet er ihr “in ihrem ureigenen Interesse davon ab”, weitere Veröffentlichungen vorzunehmen. Das Schreiben ist auf Ende Oktober 2012 datiert.
Die ehemalige Mitarbeiterin lässt sich nicht einschüchtern, packt aus:
Sie war monatelang mittendrin im S&K-Geschehen und hat Details zu erzählen, was das Treiben der S&K-Truppe auf eine neue negative Qualitätsstufe stellt. Denn anscheinend haben Stephan Schäfer und Jonas Köller nicht nur die S&K-Anleger zu tausenden um ihr Geld erleichtert, sondern auch die eigenen Mitarbeiter bespitzelt und gemobbt.
Die Ex-Mitarbeiterin sagte am Telefon zu GoMoPa.net:
Alles was bisher so über S&K, die Parties und was da sonst noch so abging, berichtet wurde, kann ich vollkommen bestätigen. Ich hab da sogar noch mehr mitbekommen. Es ist alles richtig.
Während die Schlüsselpositionen von den eigenen Vertrauten besetzt wurden, wurden einige Mitarbeiter durch exorbitante Gehälter (bis zu 7.000 Euro für einen Sachbearbeiter) und andere Boni mundtot gemacht. Die Nutznießer des Systems durften auf Firmenkosten auf Konzerte gehen, sahen sich Fußballspiele des Bundesligaklubs Eintracht Frankfurt von der VIP-Lounge aus an, durften Autos des Fuhrparks privat am Wochenende nutzen.
Als Praktikant durfte zum Beispiel der kleine Bruder von Marc-Christian Schraut (38) aus Röllbach, Geschäftsführer der SHB GmbH und der SHB-Fonds (seit Herbst 2012 unter S&K-Führung) in Doppelfunktion, an Wochenenden einen Ferrari fahren, während normale Praktikanten die skurrilen Wünsche von Schäfer und Köller erfüllen mussten. Zum Beispiel innerhalb weniger Stunden hunderte kleine Wasserspritzpistolen in braungoldener Farbe mit S&K-Logo organisieren. Oder literweise das Energy-Getränk Red Bull besorgen, als Schäfer beschloss, immer wach sein zu wollen.
Zum Wachbleiben gebrauchte Schäfer noch ganz andere Mittelchen als nur Energydrinks, wie die Informantin weiß:
Schäfer nimmt Kokain, das war kaum zu übersehen.
Ich glaube, dass er sich nicht an mich erinnert hat, als er mich bei S&K eingestellt hat. Wir waren uns bereits 3 Jahre zuvor schon mal begegnet. Ich habe damals für einen Partyservice als Aushilfe gearbeitet, wir sollten im Hause Schäfers eine Party für den Abend vorbereiten.
Als wir dort ankamen, öffnete Schäfer uns in Unterwäsche die Tür. Das Haus sah aus, als ob schon die Nacht davor eine große Party gestiegen war. Im Hintergrund waren auf dem Schachbrett noch die Reste von den Kokslinien zu sehen.
Die Fassade der reichen und erfolgreichen Lebemänner reichte Koller und Schäfer wohl nicht aus, auch sollte der Anschein entstehen, sie hätten die arbeitsamsten und fleißigsten Mitarbeiter. Wenn Meetings mit hohen Managern der Finanzbranche anstanden, etwa mit Bankvorständen der Postbank oder der Nordbank, wurden die Mitarbeiter aufgefordert, bis weit in die Nacht hinein zu arbeiten. Unbesetzte Büros mussten extra unordentlich hergerichtet werden, um sich den Anschein der Masse zu geben. Diese Meetings fanden auch gern mal Sonntagabend statt, die weibliche Besetzung sollte in sexy Outfits am Schreibtisch sitzen.
S&K reichte Kredite an notleidende Hausbesitzer zu horrenden Zinsen aus, ohne eine Erlaubnis für das Kreditgeschäft zu besitzen. Konnten die Geretteten nach einem halben oder einem Jahr die Immobilie nicht zurückkaufen, verfiel sie an S&K, wie beispielsweise das Hotel Gerbermühle.
S&K betrieben anscheinend auch ein relativ geheimes “safe home”-Programm, über das auch nur Aufsichtsrat Marvin Metzger aus Weilerbach von der Deutsche S&K Sachwert AG in Frankfurt, entscheiden durfte. Dieses wurde in finanzielle Schräglage geratenen Privatpersonen angeboten, denen das Haus für einen günstigen Preis abgekauft wurde. Ihnen blieb aber das Wohnrecht für ein weiteres Jahr. In dieser Zeit hatten sie die Möglichkeit, sich um eine andere Finanzierung zu bemühen und S&K anschließend ihr Haus mit einem Zinssatz von 20 bis 30 Prozent zurückzukaufen. Geschah das nicht, ging das Haus auf S&K über. Gerüchten zufolge ist Stephan Schäfer im Jahr 2011 so auch an seine Villa in Offenbach gekommen.
Schäfer und Köller unternahmen gerne mal Reisen in umfangreicher Begleitung von Freunden und jungen Frauen, zum Beispiel nach Miami und Las Vegas in den USA. Jeder Mitreisende erhielt dafür ein Taschengeld in Höhe von 20.000 Euro, was diese aber vor Ort den Herren wieder aushändigen mussten. Ganz so spendierfreudig waren sie dann wohl doch nicht.
Jonas Köller brauchte für seine kostspieligen Reisen offenbar sehr viel Geld, weshalb er eine schwarze AMEX Karte (Kreditkarte von American Express) besitzen wollte. Diese Karte kann vom Kunden nicht beantragt werden, sondern wird vom Kreditkartenherausgeber American Express aus New York City nach langjährigen, guten Geschäftsbeziehungen mit hohem sechsstelligen Jahresumsatz angeboten. Deshalb sollte Thomas Kramer (55), ein sehr bekannter, deutschstämmiger US-Immobilienhändler aus Bad Soden im Taunus, die Karte besorgen. Sie wurde ihm verwehrt.
Warten wir ab, welche Details aus dem Lebensstil von Köller und Schäfer noch so ans Tageslicht kommen.
S&K-Anwalt Igor Petri kann den Weg der Wahrheitsfindung nicht stoppen. Schäfer und Köller hatten ein Computersystem eingeführt, bei dem man mit immer demselben Passwort überall hineinkam. Insofern kam selbst die Putzperle an sensibelste Daten und Fotos. Nun denn…