Gold hat Hochkonjunktur. Immer mehr Anleger flüchten zur Zeit ins Gold, weil es Sicherheit und Wertbeständigkeit verspricht. Gold ist zugleich ein Mythos. Deshalb ist die Anlage in Gold auch immer eine Anlage des Gefühls, weiss Wolfgang Heraeus vom Hanauer Technologiekonzern Heraeus, dessen Mitarbeiter in der Edelmetallschmelze wegen der großen Nachfrage immer wieder Überstunden schieben.
Heraeus: Es ist sicherlich eine Anlage, die funktioniert, weil viele Leute daran glauben und weil sie Beständigkeit hat. Es ist auch anders als Geld, das man beliebig nachdrucken kann. Es gibt nur 2.500 Tonnen Gold, die jedes Jahr neu auf den Markt kommen.
Deshalb sollte man einen kleinen Teil des Vermögens, sicherlich nicht 50 Prozent, auch nicht 30 Prozent, sondern fünf bis zehn Prozent in Gold anlegen. Beimischung nennt das der Finanzprofi.
Der Mythos des Goldes liegt darin, dass es immer einen Wert hatte. Im alten Rom kostete eine Tunica umgerechnet eine Unze (rund 31,1 Gramm) Gold. Heute, 200 Jahre später, bekommt man für denselben Gegenwert einen sehr guten Herrenanzug. Aber auch in der Krise gilt: Die Goldmenge ist begrenzt.
Ganz anders Bargeld. Wenn der Staat die Notenpresse anwirft, ist der Wert des Geldes schnell dahin. Edelmetall-Analyst Thorsten Proettel von der Landesbank Banden-Württemberg in Stuttgart: Bei allen Anlagen haben wir ein Emmitentenrisiko, das heisst, dass ein Gläubiger auch Konkurs gehen könnte. Aktiengesellschaften, Anleihen. Mit Gold kann man nicht Pleite gehen. Gold hat als Rohstoff immer einen Wert. Kurz- bis mittelfristig schwankt der Goldpreis enorm. Wer 1980 gekauft hat, kommt erst in diesen Tagen auf seinen Anschaffungswert. Während der Finanzkrise fiel der Goldkurs um bis zu 30 Prozent. Schuld daran ist die Schmuckindustrie, die weniger Schmuck verkaufte und deshalb auch weniger Gold einkaufte. Aber auch der schwankende Dollarkurs, der manchen einen Strich durch die Rechnung machte, der hierzulande Gold gekauft hat.
Was den derzeitigen Goldboom antreibt und den Goldpreis steigen lässt, ist die Angst vor der Superkrise. Auf Anlegermessen ist Gold das beherrschende und von der Finanzbranche stark propagierte Thema. Dass die Sparer auf den Gold-Zug aufspringen, wird auch an den Mittelzuflüssen in börsengehandelte Fonds mit physischer Hinterlegung deutlich, die bis Ende April diesen Jahres 13,3 Milliarden US-Dollar betragen haben. Die Mittelzuflüsse des Gesamtjahres 2008 in Höhe von 9,5 Milliarden USDollar wurden damit schon im Frühjahr 2009 weit überschritten.
Münzen, Gold oder Goldpapiere
Wer Sicherheit in Gold sucht, muss erst mal für das Lagern zahlen und später Abschläge beim Wiederverkauf einkalkulieren. Längerfristig wird der Goldpreis wieder nach unten gehen. Die Kosten unterscheiden sich je nach Form, in der man das Gold kauft. Münzen verzeichnen die höchsten Kosten bei Ankauf, Lagerung und Abschläge beim Verkauf. Barren sind günstiger im Einkauf, verursachen aber hohe Lagerkosten und haben auch Abschläge im Verkauf.
Börsengehandelte Goldzertifikate, also Papiere über den Besitz von Gold, schneiden in allen Punkten besser ab. Hinter den Papieren sollte aber tatsächlich gekauftes Gold stehen. Der Nachteil besteht darin, dass man mit den Goldpapieren abhängig vom Herausgeber bleibt.
Fazit: Goldkauf ist eine Wette auf die Krise. Er zahlt sich nur aus, wenn es mit der Wirtschaft weiter bergab geht.
Silber, Platin und Palladium für kommende Konjunktur kaufen
Landesbanker Proettel: Nun gibt es gute Gründe, warum der Goldpreis auch nach Überwindung der gegenwärtigen Krise langfristiges Potenzial hat. Hierzu gehören beispielsweise das nicht beliebig erweiterbare Angebot, zunehmende Inflationsängste sowie eine wachsende Bevölkerung in Ländern mit hoher Schmucknachfrage. Im konjunkturellen Aufschwung dürften allerdings eher die weißen Edelmetalle die Gewinner sein.
Bei Silber, Platin und Palladium stammen jeweils mehr als 50 Prozent der Nachfrage aus dem industriellen Bereich, dessen schwache Entwicklung hauptsächlich für das derzeit niedrige Preisniveau verantwortlich ist. Umgekehrt dürfte der Bedarf bei einer konjunkturellen Belebung wieder zunehmen und die Preise positiv beeinflussen. Hinzu kommt, dass die Anleger bei den weißen Edelmetallen unterinvestiert sind. Die Mittelzuflüsse in Silber-, Platin- und Palladium-Fonds betrugen in diesem Jahr mit insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar lediglich einen Bruchteil des Wertes aus dem Goldbereich. Noch ist es allerdings zu früh, um das Ende der Wirtschaftskrise ausrufen zu können.
Beiträge zum Thema
» Verkaufshit: Wiener Philharmoniker in Gold
» Nur noch Deutsche wollen Schweizer Goldvreneli
» Nazi-Goldschatz: Finale im Salzkammergut
» Einlagensicherungsfonds – alles andere als sicher
» Blase Staatsanleihen droht zu platzen
» Ungewöhnliche Geldanlagen
» Gefunden im Netz, lesenswert, zum Nachdenken
» Physisches Gold und Silber kaufen: Wer hat Erfahrung?
» Silber: Markt für weitere Gewinne
» Platin
» Andreas Popp warnt vor Weltwährungskrise