Die FlexKom International AG aus dem Schweizer Kanton Thurgau verspricht nichts Geringeres, als die Welt des Handels zu verändern. Sie vertreibt ein in sich geschlossenes Cashback-System mit einer eigenen Währung.

 

So will FlexKom den Einzelhandel wiederbeleben und Kunden Einkaufsersparnisse von bis 1000 Euro pro Jahr ermöglichen. Am Ende gewinnen jedoch nur die Initiatoren des Systems, denn die Kunden werden ihre Rabattpunkte nicht mehr los. Nun gründen die FlexKom-Macher um Cengiz Ehliz in Ungarn eine Genossenschaftskasse. Wollen sie das mutmaßliche Schneeballsystem so künstlich in die Länge zu ziehen?

ConventFlexKom-Macher Cengiz Ehliz aus Oberbayern war schon am Schneeballsystem von IQ-Concept beteiligt.

Die FlexKom International AG mit Sitz im schweizerischen Kreuzlingen vertreibt ein Cashback-System in Form von Kundenkarten und Smartphone-Apps. Die Kunden sammeln Bonuspunkte, sogenanntes FlexMoney, dass sie anschließend in Läden und Online-Shops ausgeben können, die bei dem Rabattsystem mitmachen, oder zum Telefonieren verwenden können. Dadurch verspricht sich FlexKom eine “Win-Win-Win-Situation” und erklärt dies wie folgt:

Hier gewinnen alle. Wir helfen dem Kunden einzigartige Vorteile zu erhalten, dem Händler neue Kunden zu gewinnen, bestehende Kunden zu binden und zusätzliche Gewinne zu generieren.

Probleme mit den Produkten

 

ConventAuch wenn die FlexCard aussieht wie eine Kreditkarte, kann man mit ihr nicht bezahlen.

Die sogenannte FlexCard steht dabei im Zentrum des Rabattsystems. Auf ihr werden die Bonuspunkte gesammelt, die dann beim Einkaufen die versprochenen Einsparungen ermöglichen sollen. Dumm nur, dass der FlexCard im Gegensatz zu herkömmlichen Kreditkarten eine entscheidende Funktion fehlt: Die Bezahlfunktion. Zwar wird die Karte beworben wie eine Kreditkarte, doch als Zahlungsmittel akzeptiert wird sie nicht.

Doch da die Ära der Kundenkarten sowieso vorbei ist, geht man auch bei FlexKom mit der Zeit und setzt auf neueste Technologie. Mit der FlexApp können Kunden per Smartphone im Internet shoppen und in partizipierenden Online-Shops ihre Bonuspunkte in Form von FlexMoney ausgeben, die sie zuvor gegen Euros getauscht haben. Zudem erhalten die App-Nutzer jedes Mal FlexMoney, wenn sie die App bewerben und mit anderen teilen.

Den dritten Teil des in sich geschlossenen FlexKom-Kreislaufes stellt das Produkt FlexCall dar. Es soll den Kunden ermöglichen, ihre Rabattpunkte als Telefonguthaben zu nutzen. Das Unternehmen nutzt dafür den Billig-Tarif-Anbieter “01039” und die Rechnungen werden mit der Deutschen Telekom abgerechnet. Das Schweizer Unternehmen verspricht, dass die Kunden ihre Telefonkosten mit FlexCall um die Hälfte senken können.

Im Endeffekt dient jedoch auch dieses Produkt nur dazu, die Nutzer im Rabattsystem zu halten und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Grundgebühr beläuft sich bereits auf 2,99 Euro pro Woche (rund 12 Euro pro Monat). Hinzu kommen 2 Cent pro Minute ins Deutsche Mobilfunknetz. Die günstigsten Allnet-Flats für Mobiltelefone sind mittlerweile schon unter 12 Euro pro Monat, und dabei fallen keine zusätzlichen Kosten für die Gesprächsdauer an.

Vergütungssystem mit mehrere Stufen

 

Wie bei vermeintlichen Schneeballsystemen üblich, steht auch bei FlexKom nicht der Vertrieb des Produktes im Vordergrund, sondern das Werben neuer Mitglieder. Je nach Stufe profitieren die Netzwerker von FlexKom durch Provisionen von neuen Mitgliedern. Der Zugang zu den Stufen muss sich jedoch mit bestellten FlexCards und echten Euros erkauft werden. So schlägt die Einsteigerstufe schon mit 149 Euro jährlich und einer Verlängerungsgebühr von 99 Euro zu Buche. Die zweite Stufe kostet bereits 399 Euro sowie 25 FlexCards, die an neue Kunden verteilt werden sollen. Im Gegenzug wird eine Umsatzprovision von 10 Prozent versprochen.

Der Zugang zur dritten Stufe kostet schon 799 Euro sowie 50 FlexCards und die Provision erhöht sich auf 15 Prozent. Und um die höchste Stufe der Pyramide zu erreichen, müssen Mitglieder sogar 1.490 Euro und 100 FlexCards unter die Leute bringen, was mit 20 Prozent Umsatzprovision belohnt wird. Ein FlexGold Terminal zur Abwicklung der Transaktionen im Handel schlägt nochmals mit 699 Euro zu Buche und muss von den FlexKom-Netzwerkern anschließend an den Handel gebracht werden. Nur so werden die neuen Akzeptanzstellen für die Bonuspunkte namens FlexMoneys gewonnen.

Doch damit nicht genug der Innovationen: FlexKom will auch noch unter die Goldgräber gehen. So sollen Kunden künftig neben den Bonuspunkten auch Goldguthaben beim Einkaufen ansammeln. Wo das Gold verwahrt werden soll, erwähnt das Unternehmen allerdings nicht:

Ab Juli 2014 erhält der Flexkom Kunde weltweit bei jedem Einkauf in Flexkom-Akzeptanzstellen echtes, physisches Gold. Das ist absolut einmalig am Markt. Die Abwicklung beim Händler erfolgt über die Flexbank und unser POS-Terminal vollautomatisch in Bruchteilen von Sekunden. Dabei erhält der Kunde ein eigenes Gold Depot in Hochsicherheitsverwahrung und kann Gold ansammeln.

Wo verstecken sich die FlexKom-Akzeptanzstellen?

Durch das Bezahlen mit FlexMoney in den Akzeptanzstellen sollen Kunden jährlich bis zu 1000 Euro beim Einkaufen sparen. Dies Sache hat nur einen Haken: Es gibt es kaum Läden, die FlexMoney als Bezahlung im Austausch für Waren akzeptieren. Nirgendwo findet sich eine konkrete Zahl an Akzeptanzstellen, die über einen entsprechendes Terminal verfügen, um die Bonuspunkte zu verrechnen. Angeblich sollen in den Städten Leipzig, Gera und Plauen Einzelhändler mit FlexKom arbeiten.

Auf Nachfrage von GoMoPa.net konnte ein FlexKom-Vertriebler jedoch keinen einzigen Laden mit Namen nennen und wusste auch keine konkrete (oder geschätzte) Anzahl an Akzeptanzstellen in Deutschland. Er gestand zudem ein, dass er beim Einkaufen nicht von dem Rabattsystem profitiert. Immerhin einen Friseurladen im österreichischen Mellau und eine Pizzeria in Leipzig konnte GoMoPa.net ausfindig machen, die an dem Rabattsystem teilnehmen.

Ohne ein dichtmaschiges Netzwerk an Akzeptanzstellen bleiben die Teilnehmer auf ihren Rabattpunkten und Kundenkarten sitzen und es wird folglich auch kein Umsatz generiert, aus denen Provisionen ausbezahlt werden könnten. Folglich müssen immer neue Mitglieder angeworben werden, um aus ihren Beiträgen die Provisionen begleichen zu können. Wahrscheinlich verkünden die FlexKom-Macher deshalb vollmundig ihre ambitionierten Expansionspläne:

Ab 2016 wollen wir mit FlexKom in 40 Ländern aktiv sein. Je 5.000 Vertriebspartnern sollen 200 Millionen Kunden aufbauen und jährlich einen Umsatz von 120 Milliarden Euro erwirtschaften.

Dubiose Werbepartner machen Stimmung für FlexKom

Ausgerechnet der Bund der Sparer e.V. (BdS) um Franz J. Herrmann bewirbt das FlexKom-System. So heißt es in einer Jubelmeldung der vermeintlichen Anlegerschützer:

Das Konzept der Flexkom International ist außergewöhnlich, um nicht zu sagen genial. Dieses Konzept wurde, wie Sie alle wissen, im Ausland erprobt und hat seine Kinderkrankheiten schon hinter sich gelassen. Bis dato gibt es kein vergleichbares Konzept, das nicht nur den Handel revolutionieren wird, sondern dem Handel auch eine Zukunft gibt. Die Flexkom International Holding AG hat in den letzten 9 Monaten gezeigt, wozu ein gutes Konzept fähig ist: 4 Millionen Kunden innerhalb von 9 Monaten aufzubauen und damit eine Einkaufsgemeinschaft, die seinesgleichen sucht, das ist nicht nur hervorragend – das ist sensationell!


Die Verbraucherzentrale Hessen warnt ausdrücklich vor diesem Bund der Sparer (BdS) aus Starnberg in Bayern. Beim BdS handele es sich statt um einen Verbraucherschutzbund in Wirklichkeit um einen gewerblichen Anbieter, der hochprovisionierte Strukturvertriebsprodukte verkauft. Das BdS-Siegel konnte man sich in der Vergangenheit für einen Jahresbeitrag von 20 Euro kaufen, wenn man als Vermittler auf klassische kapitalgebundene Versicherungen und Immobilienfonds im Verkauf verzichtet. GoMoPa.net berichtete.

Doch auch andere dubiose und einschlägig bekannte Promotion-Seiten machen Werbung für FlexKom. Neben MLM-Magazinen wie Network-Karriere von Bernd Seitz, der regelmäßig mutmaßliche Pyramiden-Spiele und vermeintliche Schneeballsysteme bewirbt, befindet sich auch die Seite Performance Vertraulich unter den FlexKom-Fans. Schwerpunkt der Performance-Berichterstattung sind Beteiligungen am Grauen Markt, wie geschlossene Fonds, Genussrechte und andere typische Beteiligungen, sowie der gesamte Versicherungsbereich. “Eben alles was die meisten Vermittler interessiert”, erklärt Herausgeberin Ivona Okanik. Dabei drückt man auch mal ein Auge bei Interessenskonflikten zu, so zum Beispiel wenn Marktteilnehmer wie Carsten Simon von der VOLZ-Gruppe Einfluss auf die Berichterstattung nehmen. GoMoPa.net berichtete.

Die Flexkom-Macher Cengiz Ehliz

FlexKom-Gründer und Präsident ist Cengiz Ehliz. Der gebürtige Oberbayer mit türkischem Familienstamm, gilt als wahrer Vertriebskünstler. Sein Handwerk hat Ehliz scheinbar beim Betrugssystem der IQ-Concept GmbH aus Ismaning gelernt. Im Jahr 2007 wurde Ehliz vom damaligen Geschäftsführer Walter Münch als Vertriebsleiter angeworben. Das Schneeballsystem rund um Shoppingportale und Klubkarten mit angeblichen Vergünstigungen kollabierte wenig später mangels neuer Mitglieder. Ehliz versucht sich noch immer von seinen früheren IQ-Concept-Sünden reinzuwaschen und spielt seine Rolle herunter:

Die Geschäftsführung hatte laut Aussage von Walter Münch einen Investor gefunden. So sollten IQ-Concept frische 750.000 Euro zum Aufbau zur Verfügung stehen. Doch ich wurde wohl mit solchen Aussagen nur hingehalten, fünf Monate lang. Es kam kein Investor und somit auch kein Geld. Das Projekt IQ-Concept konnte somit nicht realisiert und umgesetzt werden. Herr Walter Münch hat in München Insolvenz angemeldet. Natürlich waren viele Vertriebspartner verärgert, die Geld und Zeit in dieses Konzept investiert hatten. Und die Schuld der Nicht-Realisierung wurde mir zugeschoben. So wurde gegen die Geschäftsführung und mich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das eingestellt wurde. Mein eigener finanzieller Schaden beläuft sich auf rund 64.000 Euro.

Cengiz Ehliz behauptet, er habe zwar den Vertrieb aufgebaut und geleitet, von dem Betrug an den Anlegern jedoch nicht gewusst. Vielmehr sei er selbst hinters Licht geführt worden und habe daraus seine Lehren gezogen.

Ich war keinesfalls an der IQ-Katastrophe schuld! Mein Fehler war es, mit den falschen Menschen Geschäfte getätigt zu haben. Natürlich habe ich aus den Fehlern als Vertriebsleiter bei IQ dazu gelernt. Die 64.000 Euro Verlust und die Zeit sehe ich als Lehrgeld, das ich bei FlexKom als Erfahrung gut einsetzen konnte.

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelte zunächst auch gegen Ehliz wegen Betruges im Fall IQ Concept, stellte das Verfahren jedoch später wieder ein. Auch in der Türkei – dem Vorzeigemarkt von FlexKom – droht Ehliz neuer juristischer Ungemach. Nach unbestätigten Aussagen ermittelt dort bereits die Staatsanwaltschaft gegen die Vertriebspartner wegen des Verdachts auf Betrug.

Lebensverlängernde Maßnahmen dringend gesucht

Im März 2014 übernahm Rudolf Engelsberger den Posten des Vorstandschefs bei der FlexKom International AG vom Ehliz-Wegbegleiter Hasan Süslü. Die Gründe für den Wechsel in der Chefetage sind nicht bekannt, doch der neue Vorstandschef kündigte sogleich nach seinem Amtsantritt vollmündig an, sich um eine Banklizenz zu bemühen.

FACEBOOK kriegt sie bald, GOOGLE hat sie schon und FLEXKOM will diese bald auch: Die Banklizenz! (…) Mit einem solchen Schritt will das deutsch-schweizerische Unternehmen von Gründer Cengiz Ehliz Finanzdienstleistungen anbieten und zum Zahlungsabwickler im Netz werden. Die Sogwirkung auf Konsumenten und Einzelhandel dürfte gewaltig sein.

Die Erteilung einer Banklizenz ist allerdings ebenso ausgeblieben, wie die beschriebene Sogwirkung auf die Kunden. Stattdessen versucht man bei FlexKom nun das vermeintliche Schneeballsystem mit der Gründung einer Genossenschaftskasse in Ungarn am Laufen zu halten. Darüber sollen Genossenschaftsanteile vertrieben werden, vermutlich um die wegfallenden Einnahmen zu kompensieren:

Das Stammkapital von derzeit 28 Millionen HUF (umgerechnet 90.000 Euro, Anm. d. Red.) soll Zug um Zug erhöht werden. Dabei plant das FlexKom-Management um Cengiz Ehliz und Rudolf Engelesberger gerade auch neue Genossenschaftsanteile zu begeben, um die Kasse auf breitere Beine zu stellen und guten Partnern zusätzliche Perspektiven zu bieten.

Sollte die Genossenschaftsbank das mutmaßliche Schneeballsystem nicht vor dem jähen Ende bewahren, kann nur noch ein Risikokapitalgeber das Unternehmen retten. Ehliz und FlexKom-Chef Engelsberger hoffen dabei wohl auf Klaas Wintorp und seine Beteiligungsgesellschaft Batwolf AG aus Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Der millionenschwere Wintorp winkte jedoch schon öffentlich ab. “Cengiz Ehliz ist ein prima Kerl und FlexKom eine tolle Idee. Allein die technische Realisierung der FlexApp hat mich noch nicht überzeugt.” zitiert Performance Vertraulich Unternehmer Wintorp.

Derweil wird spekuliert, ob Wintorp nicht doch im Hintergrund die Fäden zieht. So schreibt das Anlegerschutz-Plattform Cafe4Eck:

Es wäre nicht das erste Mal, dass Klaas Wintorp einen anderen erfolgreich Unternehmer spielen lässt, dabei aber selbst die Zügel in der Hand hält, ist sich die Redaktion sicher. Klaas Wintorp kann mit einem mehrstelligen Millionenvermögen, das steuerlich offensichtlich über diverse Stiftungen und Beteiligungen in Liechtenstein und anderswo erfasst wird, so einiges im Kapitalmarkt bewegen. Zudem wird dem ehemaligen BND-Mitarbeiter ein weit reichendes Netzwerk nachgesagt – das könnte einer FlexKom durchaus nützen.

Bei den ersten FlexKom-Vertrieblern regt sich indes schon Ungemach. Die Karte hat keine Bezahlfunktion, die App ist technologisch nicht ausgereift und trotz anders lautender Versprechen kommen zu wenige Akzeptanzstellen hinzu. Dadurch werden die FlexKom-Nutzer ihre Bonuspunkte nicht mehr los. Dennoch scheinen sich viele von ihnen noch von den vermeintlich innovativen Produkten blenden zu lassen. Ein ehemaliger FlexKom-Vertriebler beschreibt die Logik der Teilnehmer wie folgt:

Wenn du mir zehn Euro gibst und ich gebe dir zwei Euro zurück, würdest du sagen, du hast acht Euro Verlust gemacht. Die FlexKom-Leute denken dagegen, sie haben zwei Euro Gewinn gemacht.

Wenn ich jemandem zehn Euro gebe und er gibt mir nur zwei Euro zurück, würde ich sagen, er hat mich betrogen. Nun denn…

 

Pressemeldung zum Thema

» GlobePartners: Oliver Brecht geht mit Börsenroulette auf Bauernfang
» Schneeballsystem mit Paraguay-Investments: Power Passiv Rente Eco 365
» Die eigenartigen Pechsträhnen des Mallorca-Forex-Traders Dörg Pech
» MG Marketing GmbH: Gebührenschinderei oder Schneeballsystem?
» WELLSTAR Christian Wiesner: Beauty Style Clubs zum arm werden?
» WELLSTAR: Marke BYAS nur ein Billig-Label aus China?
» Vito und der Rückabwicklungs-Beweis, Senator Michael Braun!
» Razzia bei 2 Notaren, 6 Schrottimmobilien-Händler verhaftet
» Berlin: Vom Mitternachtsnotar zum Verbraucherschutzsenator?
» Großrazzia bei Managern der BESTLIFE SELECT AG und SAM AG
» S&K: Daniel Fritsch – der Spesenkönig?

 

Beiträge zum Thema

» Marketing Terminal GmbH – GF Nicole Müller
» Wellstar-International
» Wieder mal betrogen = innoflex.de
» FlexStrom