Eine Aktie soll 4 Euro kosten. Die Mindestbestellmenge liegt bei 1.000 Stück. Dafür wird den Aktionären eine Jahresrendite von 4,25 bis 6,5 Prozent in Aussicht gestellt. Ein Börsengang werde 2018 angepeilt.
Am Dienstag dieser Woche (11. Juli 2017) stellte das Management die neue Wachstumsstrategie vor.
Dazu wurde ein Vertriebs-Konzept entwickelt, das dem Unternehmen weitere Türen zu internationalen Partnern in Russland, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten öffnet und damit das Exportgeschäft weiter ankurbelt.
Am Erfolg dieses Konzepts hat der Nürnberger Rechtsanwalt Wolfgang Wittmann von der Kanzlei ADWUS Rechtsanwälte erhebliche Zweifel.
Der Jurist ärgert sich nicht nur über eine irreführende Werbung, in der die Sanpuro Holding PLC in der näheren Vergangenheit auf verschiedenen Internetportalen mit einer “sicheren Geldanlage” mit einem Festgeldzins von 7 Prozent pro Jahr geworben hätte, obwohl doch nur vorbörsliche Aktien mit einer möglicherweisen jährlichen Dividendenzahlung zwischen 4,25 und 6,5 Prozent verkauft werden.
Rechtsanwalt Wittmann kann ein “tatsächlich existierendes operatives Geschäft” gar nicht ausmachen und warnt:
Festzustellen ist, dass auf der professionell erstellten Unternehmenswebseite den beworbenen potentiellen Kapitalgebern sprichwörtlich das Blaue vom Himmel erzählt und versprochen wird. Umrahmt von azurnen Hochglanzfotos wimmelt es nur so von inhaltsleeren Schlagworten (Wasser ist Leben, Luxus ist Leichtigkeit, beides zusammen die Premiumwelt der Sanpuro Holding PLC).
Allein, ein tatsächlich existierendes operatives Geschäft ist jedenfalls nach Maßgabe der im Netz verfügbaren Informationen nicht auszumachen, auch real existierende Bezugsquellen für das “Premium-Produkt” scheinen Mangelware. Hingegen wimmelt es hier nur so von sog. Anzeigen-Sonderveröffentlichungen, die insbesondere auch auf den Seiten seriöser Medien oftmals kaum als solche zu identifizieren sind – und in denen statt des Wassers die Sanpuro-Aktie von Direktor Sasan Ghiassi in höchsten Tönen zum Kauf angepriesen wird.
Der Anwalt hält die verlangten 4 Euro pro Aktie für einen möglicherweisen “Fantasiepreis”:
Insoweit sollte sich der Interessent für solcherart Angebote die prinzipielle Frage stellen, ob eine ihm versprochene jährliche Verzinsung in Dividendenform nicht möglicherweise auf einem absoluten Fantasiepreis fußt.
Auch die grundsätzliche Fragestellung sollte geprüft werden, ob denn in nennenswertem Umfang überhaupt auf den Märkten eine Bereitschaft dazu da sein könnte, Premiumpreise für mit Sauerstoff angereichertes Wasser (?) zu bezahlen.
Schon 2013 hatte die Sanpuro Holding PLC in einer Pressemitteilung verkündet:
Sanpuro Aktie boomt dank großem Wachstum auf dem Luxusgütermarkt.
Als Referenz nennt Sanpuro lediglich zwei wohl länger zurückliegende Events, wo die Neusser für “exklusive Erfrischung” sorgen durften: das erste Mid-East Economic Forum im Grand Hotel Nürnberg (ohne Veranstaltungsdatum) und am 20. September 2012 die Rendezvous-Party des Yacht Clubs Monaco im Hotel Hermitage in Monte Carlo.
Die neue Wachstumsstrategie beruhe neben der Säule Export der Wasserflaschen auf einer zweiten Säule, dem geplanten Erwerb eines eigenen Mineralbrunnens, und einer dritten Säule, dem Besitz des 5-Sterne-Luxushotels Palmalife Resort & Spa in Bodrum an der westtürkischen Ägäisküste “mit einem Jahresumsatz von 6 Millionen Euro und einem Immobilienwert von 22 Millionen Euro, was die solide Grundlage für das operative Geschäft darstellt”, wie es in der Pressemitteilung von dieser Woche zur Wachstumsstrategie heißt. “Denn diese Hotelanlage und solche, die zukünftig erworben werden, fungieren als direkte Abnehmer für das Sanpuro Premiumwasser (Direktvertriebs-Konzept).”
Das bisherige Fazit der ADWUS Rechtsanwälte für den Aktienkauf bei der Sanpuro Holding PLC lautet allerdings:
Das oben aufgeführte Angebot der Sanpuro Holding PLC ist aus Sicht von ADWUS Rechtsanwälten kaum als seriös einzustufen.
Vielmehr halten wir die hier getätigten Werbeaussagen für mindestens grob irreführend. Behauptete Gewinnchancen, laufende Geschäftstätigkeit und angeblich bestehende reale Assets (Quellen, Luxus-Ferienimmobilien) werden nicht ansatzweise durch harte Daten und Fakten belegt.
Interessenten wird dringlich empfohlen, “eventuell bestehende sowie weitergehende Engagements sorgfältigst zu prüfen.” Nun denn…