Von einer Schuldenfalle in die nächst größere – das ist das Konzept des Immobilienhändlers Thomas Klinge (44) aus Berlin Schöneberg.
Hunderte, vor allem Polizisten mit Beamteneinkommen, fallen seit 8 Jahren auf die schönen Versprechungen von der angeblichen Kreditablösung durch eine frisch sanierte und vermietete Berliner Eigentumswohnung herein, die sich durch Mieteinnahmen so gut wie von allein trage und außerdem eine Altersvorsorge sei.
Aber Thomas Klinge macht weiter und weiter, niemand scheint ihn zu stoppen. Warum?
Vom Weddinger Polizeiabschnitt 35 in der Oudenarder Straße, von dem sich vor kurzem zwei Polizisten selbst erschossen, ein 49jähriger Polizeihauptkommissar am 9. Februar 2010 um 14 Uhr im Sanitätsraum und sein 35jähriger Kollege am 6. Februar um 18 Uhr in seiner Laube im Halligweg in Berlin Tegel, waren etliche Beamtenkollegen in die Klinge-Schuldenfalle getappt.
Die Falle besteht darin, dass der Altkredit gar nicht abgelöst, sondern in Wahrheit verfünffacht wird, ohne dass es einen echten Gegenwert dafür gibt. Wie sollten die Polizisten auch ahnen, dass die Wohnungen im Hochglanzprospekt gar nicht die Wohnungen sind, die Klinge ihnen verkaufte?
Ob die beiden Kollegen, die Selbstmord begingen, auch zu den Klinge-Opfern gehören, ist noch nicht geklärt. Die beiden Männer haben ihre Sorgen auf der Wache nicht herumerzählt. “Die Zeiten, in denen man sich auf der Wache alles sagt, sind lange vorbei”, begründet ein Kollege der Toten gegenüber dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net, warum es schwierig ist, die persönlichen Motive der Taten zu erfahren. “Die Stimmung ist schon lange mies. Man traut sich ja nicht mal zu erzählen, dass man nach Italien in Urlaub gefahren ist, weil es nur noch Neid und Missgunst auf die Beförderung des anderen gibt. Jeder sägt an jedem Stuhl. Da schweigen die meisten lieber über Persönliches.”
Warum zeigen die Polizisten Klinge nicht an?
Dennoch bleibt die Frage: Warum zeigen die vielen geprellten Polizisten Thomas Klinge nicht strafrechtlich an? Die Antwort ist einfach und erschreckend zugleich: Die Polizisten wurden zu Komplizen gemacht. Klinge hat seine Opfer von Anfang an in sein kriminelles Boot geholt.
So holte Klinge die Polizisten in sein kriminelles Boot
Denn Klinges Modell hieß ganz klar: Komm, wir beschummeln die Bank. Wir lassen die Wohnung von der Bank finanzieren und deine Altschulden gleich mit. Die schlagen wir auf den Wert der zu finanzierenden Wohnung obendrauf. Ein verbotenes Kick-Back-Geschäft hinter dem Rücken der Bank.
Warum machten so viele Polizisten mit?
Es war ja auch so unverschämt einfach. Klinge ließ den Beamten Bargeld in die Hand drücken. Die zahlten das Geld im Beisein eines Vertrieblers bei ihrer Bank ein, zogen anschließend einen sauberen Kontoauszug, um das Geld gleich wieder abzuheben und dem Vertriebler zurückzugeben. Der Vertriebler versprach den Polizisten, dass sie das Geld dann in Wirklichkeit bekämen, wenn die Bank den großen Kreditbetrag auszahle.
Klinge linkte die korrupt gewordenen Polizisten
Doch den großen Kreditbetrag sackte Klinge selbst komplett ein und zahlte lediglich die Vertriebe (bis 40 Prozent Provision) und seine beiden Dauer-Notare. Die Polizisten gingen doppelt leer aus: Der Privatkredit war gar nicht abgelöst. Und die neu finanzierte Wohnung konnte sich gar nicht selbst tragen, weil sie erstens nur einen Bruchteil wert war und in sich zudem in so einem schlechten Zustand befand, dass es gar keinen Mieter geben konnte.
Klinge hatte zwar versprochen, die Wohnung würde saniert übergeben (auf seine Kosten), doch in Wahrheit rührte Klinge keinen Finger. Falls es doch Mieter gab, ließ Klinge die Miete auf seine Konten umleiten, denn die Käufer kannten meist nicht einmal die zuständigen Hausverwaltungen. Ihnen wurde ja zuvor gesagt, sie bräuchten sich um nichts zu kümmern.
Die Folge: Die monatlichen Kredit- und Eigentümerkosten explodierten für die Käufer förmlich. Die Bank sperrte die Konten. Die Wohnungen kamen zur Zwangsversteigerung. Das brachte aber gar keine Rettung aus der Schuldenfalle. Der große Kredit blieb, weil die Wohnungen nun einmal kaum etwas wert waren.
Ob die Polizisten der Weddinger Wache wegen so eines miesen Klinge-Geschäfts zur Waffe griffen und aus dem Leben schieden, weiß niemand zu sagen, aber für abwegig halten so manche ihrer Kollegen die Vorstellung nicht.
Dokumente zum Thema:
» EV Sven Wibben über bei T.K. Immobilien GmbH
» Strafanzeige gegen Klinge vom 16.1.2010
» EV Klinge 21.01.2010
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