Was es damit angeblich auf sich hatte, beschrieb Kristeks Pressesprecher Marc März anlässlich Kristeks Aufnahme in den Business Club Hamburg am 6. September 2012 gegenüber dem Club-Magazin so:

Das einzige, was Martin Richard Kristek von den hiesigen Unternehmern unterscheidet: Er ist Österreicher. Und die nehmen anders als viele zurückhaltende Hanseaten auch gerne Ehrentitel an.

Vor zwei Jahren wurde der zertifizierte Sachverständige für Energiewesen zum “Senator” ernannt – wegen seiner Verdienste um die europäische Wirtschaft, denn er berät auch Regierungen vor allem in Osteuropa.

2011 erhielt er den “Europäischen Stern 1. Klasse in Gold”. Und schon 2003 wurde er zum Assoziierten Professor gekürt. Da war er erst 31 Jahre alt, doch in Kristeks Leben geht vieles sehr schnell. Schon als 18-Jähriger gründete der Sohn eines Unternehmers seine erste eigene Firma. Bis heute gab es keinen jüngeren Inhaber eines Betriebes in seinem Heimatland.

Die Richterin sagte gestern jedoch im Gerichtssaal des Amtsgerichts Hamburg-Harburg zum Senatoren-Titel der Europäischen Handelskammer: “Der Herr, der Ihnen den Senatoren-Titel verliehen hat, ist wegen Titelhandels bekannt.”

 

GoMoPa.net kennt den Titelhändler aus Österreich nur zu gut. Seit 2009 warnt GoMoPa.net vor dem pensionierten Angestellten der Wirtschaftskammer Österreichs (WKÖ) Heinz Helmut Vejpustek (77) aus Perchtoldsdorf, einer Gemeinde mit 14.500 Einwohnern am Rande des Wiener Waldes.

Zwei Jahre nach seiner Pensionierung im März 1999 gründete der einstige Angestellte den “Hochlöblichen Orden der freien Herren und Ritter von Sankt Michael”. Seine erste Amtshandlung: Er ernannte sich selbst zum Ritter. Von nun an lautete seine Anrede: Seine Durchlaucht Ordensherr und Großmeister Generalkonsul a.D. Senator h.c. Professor Dr. Heinz Helmut Vejpustek.

Der wohlklingende Name dient weniger der Eitelkeit, sondern ist vielmehr ein knallhartes Geschäft.

Der Ritter hat eine ganz besondere eigene Wirtschaftskammer, die er bereits ein Jahr zuvor am 23. Januar 1998 gegründet hat.

Sie heißt Europäische Handelskammer oder auf Englisch: European Economic Chamber of Trade, Commerce and Industry, abgekürzt EEIG.

Die angegebene Firmen-Adresse Rue Abbe Cuypers 3 in Brüssel (Belgien) ist eine sogenannte Briefkastenadresse. Alle Telefonate werden nach Österreich zum Präsidenten Vejpustek umgeleitet.

Über die Europäische Handelskammer verkauft Vejpustek Professoren- und Doktortitel, Diplome, Zertifikate und Auszeichnungen für 500 bis 25.000 Euro und sogar Presseausweise für 150 Euro. Was die zahlende Kundschaft meist erst zu spät merkt: Die Auszeichnungen sind nur Schall und Rauch, halten keiner Überprüfung stand. Nicht einmal der Presseausweis gilt in Deutschland.

Schon sein eigener Titel ist falsch. Niemand außer ihm selbst hat ihn ihm verliehen. Richard Steeb vom Souveränen Malteser Ritterorden ist darüber nicht sehr erfreut: “Das ist ein Pseudo-Orden, einer von unzähligen self-styled orders.”

Das Oberlandesgericht Dresden (Sachsen) verbot der Europäischen Handelskammer in seinem Urteil vom 29. Februar 2000 (Az. 14 U 3716/99), in Deutschland mit dem Titel der Kammer aufzutreten.

 

Das Werben mit einem “international geltenden Gütesiegel” wird vom Gericht als “Irreführung” angesehen, weil der “Anschein einer amtlichen Auszeichnung” erweckt werde. Im Urteil wird festgehalten, dass die Europäische Wirtschaftskammer Mitgliedsbeiträge erhebt und für die Zertifizierung Gebühren verlangt – “was gegen eine objektive Vergabepraxis spricht”.

Das Oberlandesgericht Dresden stellte rechtskräftig fest:

1. Es ist irreführend iSv UWG § 3, wenn eine privatwirtschaftlich organisierte Vereinigung die Bezeichnung Europäische Wirtschaftskammer verwendet. Denn der Verkehr erwartet unter diesem Namen eine Körperschaft des öffentlichen Rechts oder zumindest eine Institution, die von einer solchen Körperschaft beaufsichtigt oder gefördert wird.

2. Die Werbung für die Vergabe einer Auszeichnung der Europäischen Wirtschaftskammer Brüssel ist irreführend, wenn ein solches Gütesiegel nicht auf anerkannten und veröffentlichten Gütebedingungen beruht.

Ziel der Europäischen Handelskammer ist es, zum Oberzertifizierer der Finanzbranche aufzusteigen. Es werden Europäische Innovationspreise und Gütesiegel an Fonds-Häuser und Urkunden als Bestes Sporthotel oder Bestes Wellnesshotel Europas vergeben. Die Rechnung kommt danach, manchmal 5.000, manchmal 10.000 Euro.

Kristek beteuerte gestern vor Gericht: “Ich habe für den Titel kein Geld bezahlt.”

Die Richterin zeigte am Ende Milde: Sie stellte den Prozess gegen Kristek gegen Zahlung von 200 Euro ein.

Die Titel Senator h.c. und Assoziierter Professor sollte Kristek künftig in Deutschland vermeiden.

Vor seiner Strommarke Care Energy warnt die Verbraucherzentrale Hamburg, weil die “Verträge nicht durchschaubar sind.”

Auch das Landgericht Hamburg konnte diese am 28. Oktober 2013 nicht nachvollziehen.

Kristek tut so, als liefere er gar keinen Strom an Kunden. Er schaltete einfach vor den Stromzähler der Kunden seine Firma mk grid Ihr Netzbetrieb GmbH & Co. KG, an die der Strom geliefert werde. Diese mk grid Ihr Netzbetrieb GmbH GmbH & Co. KG beliefert die Kunden dann mit Nutzenergie (Kälte, Wärme, Licht und Kraft). Da die Kunden also Nutzenergie anstelle von Strom kaufen würden, entfalle auch eine Stromgebühr (EEG-Umlage), die er als Händler an die Durchleiter zahlen müsste, so die Argumentation von Kristek.

Für das Landgericht Hamburg ist das lediglich ein Versuch, die EEG-Umlage zu unterlaufen. Die mk grid verbrauche den Strom nicht selbst. Das täten die Kunden, das sei nun einmal ein physikalischer Vorgang beim Einschalten eines Gerätes. Außerdem würden die Care Energy Kunden nach verbrauchten Kilowattstunden abgerechnet werden, der Maßeinheit für Strom.

Kristek kam im Jahre 2011 mit einem unschlagbaren Billigstrompreis von 19,90 Cent pro Kilowattstunde und einem Monatsgrundpreis von nur 6,99 Euro auf dem Markt. Der sei nur möglich, weil er die EEG-Umlage einfach nicht zahlte, hielt ihm die Konkurrenz vor.

Nach der Verurteilung zur Nachzahlung kündigte Kristek für Januar 2014 neue Preise an. Care Energy soll dann 24,90 Cent pro Kilowattstunde Strom plus einen monatlichen Grundpreis von 9,90 Euro kosten. Damit schließt Kristek auf das Preisniveau der von ihm bekämpften Platzhirsche auf. Nun denn…