Im Gespräch mit Spiegel Online erklärt Jens Noack, der am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) im baden-württembergischen Pfinztal seit Jahren an sogenannten Redox-Flow- oder Flussbatterien forscht, die wissenschaftlichen Zweifel an den Nanoflowcell-Flussbatterien: “Für Pkw wird die Redox-Flow-Batterie noch auf absehbare Zeit untauglich sein.”

 

Und weiter: “Um den Energiegehalt von einem Liter Benzin zu speichern, wären aktuell mindestens 100 Liter Elektrolyt nötig”

Aus wissenschaftlicher Sicht bezweifelt Forscher Noack den Durchbruch. Derzeit seien rund 30 Elektrolyt-Cocktails bekannt, die allerdings samt und sonders nicht für den Einsatz in Automobilen geeignet wären. Zum einen seien die Wirkungsgrade rund 90 Prozent niedriger als die von La Vecchia kolportierten Zahlen, zum anderen handele es sich meistens um hochtoxische Flüssigkeiten, deren Einsatz in KFZ unverantwortlich wäre.

Von Seiten der Nanoflowcell AG heißt es zu den Bedenken nur, dass die genutzte Flüssigkeit nicht brennbar und zudem toxisch unbedenklich sei. Bis zur Autoshow in Genf wären weitere Details allerdings Geheimsache.

La Vecchias Ankündigungen wecken düstere Erinnerungen bei geschädigten Anlegern.

 

ConventInnenleben des Quant F

Bereits 2009 sorgte der damals 44-Jährige La Vecchia mit großen Versprechen und einem furiosen Auftritt beim Genfer Autosalon für Furore. In rund 20 Jahren Forschung habe er eine Wunder-Solarzelle erfunden, die als hauchdünne, fast transparente Schicht auf Oberflächen aller Art gedampft werden sollte. Im Gegensatz zu den damals verfügbaren Technologien versprach La Vecchia doppelt so hohe Wirkungsgrade, bei niedrigeren Herstellungskosten.

Gemeinsam mit dem schwedischen Ingenieursbetrieb Koenigsegg wurde damals auch ein Prototyp mit dem Namen Quant gebaut und in Genf ausgestellt. Die angekündigte Serienproduktion wurde jedoch niemals gestartet.

Wie auch beim derzeitigen Flussbatterie-Konzept hielt man sich auch 2009 bedeckt und übte sich in Geheimniskrämerei. Es gab weder ein Proof of Concept, noch überprüfbare Messkurven oder einen Prototypen, der von unabhängiger Stelle begutachtet werden konnte.

Keine Erfindung, dafür 50 Millionen Franken Risikokapital.

 

Zwar kam das E-Mobil Quant nie über die Studie, die in Genf präsentiert wurde, hinaus, doch La Vacchia kam in jedem Fall auf seine Kosten. Eine vermögende Dame in gehobenem Alter war dermaßen überzeugt oder geblendet von La Vacchia, dass sie dem Unternehmer rund 50 Millionen Franken (damals 33 Millionen Euro) zur Weiterentwicklung seiner Solarzellen anvertraute. Erst nachdem sich über Monate keinerlei Fortschritte abzeichneten und überprüfbare Belege für die Funktionstüchtigkeit der Solarzellen ausblieben, erstattete die Investorin Anzeige wegen arglistiger Täuschung.

50 Millionen Franken versenkt. La Vacchia prellte Investoren mit angeblichen
50 Millionen Franken versenkt. La Vacchia prellte Investoren mit angeblichen “Wunder”-Solarzellen als Autolack.

Im Juni 2009 wurde das Verfahren vor dem Obergericht des Kantons Zürich allerdings fallengelassen. Die Begründung der Richter erstaunte Prozessbeobachter allerdings: “Wer als geschäftserfahrener Investor trotz der sich geradezu aufdrängenden Hinweise auf einen fehlenden Gegenwert dennoch einen Kauf vornimmt, ohne entsprechende Abklärungen zu tätigen, wird nicht in arglistiger Art und Weise getäuscht.”

Anders als das Strafgericht, sahen die Zivilgerichte den Fall als Betrug und verurteilten La Vacchia zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 44 Millionen Franken. Ein halbes Jahr nach dem Urteil vom 19. August 2010 verstarb die Investorin, noch bevor die Millionenforderung bei La Vacchia eingetrieben werden konnte. Die Erben müssen sich jetzt vor dem Bundesgericht streiten, denn La Vacchia hat Revision gegen die Urteile des Kanton- und Obergerichts angekündigt, die beide den Tatbestand der Täuschung als erfüllt ansehen.

Da die Arglistigkeit nicht gegeben sei, darf La Vacchia zwar nicht als Betrüger bezeichnet werden. Seinen gekauften Doktortitel, mit dem sich La Vacchia so gerne schmückt, soll dennoch nicht unerwähnt bleiben, zeigt er doch was dem Troubadour wirklich am Herzen liegt: Mehr der Schein, als das Sein! Nun denn…