Green Tiny Houses präsentiert sich als innovatives Konzept für nachhaltigen Tourismus: Mini-Ferienhäuser („Tiny Houses“), die in idyllischer Natur stehen und klimaneutrales Reisen ermöglichen sollen. Gleichzeitig wirbt die Website greentinyhouses.com aber nicht nur um Urlaubsgäste, sondern auch um Investoren. Interessenten sollen Teil der „Sleep Space Community“ werden und mit 47.900 € pro Einheit in „Urlaubskonzepte am Puls der Zeit“ investieren – bei einer prognostizierten Rendite von rund 9 % jährlich über die Laufzeit.
Solche Versprechen klingen verlockend: Nachhaltig investieren und dabei deutlich mehr Ertrag als mit klassischen Anlagen erzielen. Doch wie solide ist dieses Geschäftsmodell wirklich? Wer steckt hinter Green Tiny Houses, und wie transparent sind die Strukturen? Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe kritisch – aus Sicht eines investigativen Finanzjournalisten – und zeigt auf, warum Anleger hier besondere Vorsicht walten lassen sollten.
Green Tiny Houses betreibt komplette Mini-Feriendörfer aus mobilen Tiny Houses (hier ein „Green Tiny Village“ am Nordseedeich in Harlesiel). Mit dem Konzept gewann das Unternehmen 2021 einen European Holiday Home Award, doch für Investoren stellt sich die Frage nach der Substanz hinter der grünen Fassade.
Geschäftsmodell – Green Tiny Houses: Ferienhausidylle trifft Anlegerkapital
Green Tiny Houses kombiniert zwei Trends: den Boom der Tiny Houses als minimalistisches, umweltfreundliches Wohnkonzept und den wachsenden Markt für naturnahe Ferienunterkünfte. An attraktiven Standorten – von der Nordseeinsel Amrum über den Harz bis zur Südpfalz – stellt das Unternehmen kleine, mobile Ferienhäuser auf und vermietet sie an Urlauber. Die Mini-Häuser sind in Serie gefertigt, auf Trailer-Chassis montiert und können bei Bedarf umgesetzt werden.
Jede Einheit verfügt trotz meist weniger als 10 m² Grundfläche über Bett, Küchenzeile und Bad; innovative Technik wie eine Wasserspar-„Astronautendusche“ und eine verbrennende Trocken-Toilette sollen maximale Autarkie und Nachhaltigkeit gewährleisten. Auch beim Bau wird auf regionale, ökologische Materialien gesetzt (z.B. skandinavisches Holz, Seegras-Dämmung).
Green Tiny Houses bewirbt sich damit als „Urlaub der Zukunft“ – nachhaltig, wohngesund und klimaneutral produziert in Norddeutschland“.
Die Firma kooperiert mit lokalen Partnern (Tourismusorganisationen, Gemeinden oder Campingplatz-Betreibern), um Stellplätze für die Häuschen bereitzustellen. Bemerkenswert: Green Tiny Houses verspricht den Regionen ein schlüsselfertiges Angebot ohne eigene Investition. „Wir sind der Investor, der die Unterkünfte finanziert und aufstellt“, erklärte Gründer Jan Sadowsky in einem Interview. Die Destination oder der Grundstückseigner erhält im Gegenzug 30 % der Übernachtungs-Einnahmen je Buchung als Beteiligung.
Green Tiny Houses behält also 70 % der Umsätze, wovon sämtliche Kosten bestritten und – im Erfolgsfall – Gewinne erzielt werden sollen. Dieses Geschäftsmodell erfordert erhebliches Kapital vorab, um die Tiny Houses zu bauen, zu transportieren und zu installieren. Hier kommen die Investoren ins Spiel: Statt die Expansion allein zu finanzieren oder klassische Bankkredite aufzunehmen, setzt Green Tiny Houses offenbar in großem Umfang auf Crowdinvesting bzw. direkte Anlegergelder.
Green Tiny Houses – Investments und Renditeversprechen
Auf der Website wird unter „Nachhaltige Investments“ offensiv für die Beteiligung an den Mini-Ferienhäusern geworben. Interessenten sollen der Sleep Space Community beitreten und sich „gemeinsam an Mini-Ferienhäusern in Deutschland und dem europäischen Ausland“ beteiligen. Als Richtwert nennt Green Tiny Houses ein “Gesamtinvestment von 47.900 € in ein Sleep Space” (so nennen sie eine einzelne Unterkunft) und eine “prognostizierte Rendite von rund 9 % auf die Laufzeit betrachtet”.
Unklar bleibt dabei, ob sich diese 9 % Rendite auf ein Jahr beziehen – es wird aber naheliegend so verstanden. Eine derart hohe Rendite liegt deutlich über marktüblichen Erträgen besicherter Immobilieninvestments und weckt daher Fragen:
Worauf gründet diese Prognose?
Tatsächlich wurden einzelne Projekte von Green Tiny Houses über externe Crowdfunding-Plattformen wie FINEXITY tokenisiert finanziert. So emittierte z.B. die winvesta green prop GmbH & Co. KG (ein Zweckvehikel von Finexity) im November 2022 eine digitale Schuldverschreibung zur Finanzierung eines bestimmten Tiny Houses („Green Tiny House SleepSpace-0015“) im Wert von maximal 47.900 €. Die Anleihe bot einen festen Zins von 5,5 % p.a. plus einer variablen Erfolgsbeteiligung von bis zu 0,5 % – zusammen also maximal 6,0 % Rendite pro Jahr bei guter Auslastung.
Diese Konditionen – real auf einer Investmentplattform angeboten – liegen merklich unter den auf der eigenen Website suggerierten 9 %. Es stellt sich daher die Frage, wie Green Tiny Houses intern auf 9 % kommt. Möglicherweise werden hier optimistische Annahmen zugrunde gelegt (z.B. dauerhaft nahezu Vollauslastung der Häuser und Wertsteigerung der Immobilie über die Laufzeit). Ohne Einsicht in detaillierte Kalkulationen bleibt das jedoch spekulativ. Fakt ist: Die beworbenen Renditen sind Prognosen, keine Garantien – ausdrücklich weist Finexity darauf hin, dass frühere oder simulierte Wertentwicklungen keine verlässlichen Indikatoren für die Zukunft sind.
Unklarheiten bestehen auch zur Laufzeit und Ausstiegsstrategie für Anleger. In der Finexity-Tranche „Green Tiny House Oscar“ etwa betrug die Laufzeit nur 3 Jahre (Okt. 2023 – Sep. 2026).